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Camí Ignasià: Pilgern auf dem Ignatius Weg

Die Geschichte des Ignatius von Loyola

Gottes Gnade trat in Form einer Kanonenkugel in das Leben des Ignatius von Loyola. Gerade noch war der Ritter und Lebemann damit beschäftigt, bei einer Schlacht um die Burg von Pamplona Stärke und Kampfesmut im Angesicht höchster Bedrohung unter Beweis zu stellen, als besagte Kanonenkugel sein Bein zerschmetterte und ihn für mehrere Monate aufs Krankenbett zwang. Zu den Schmerzen gesellte sich schon bald ein schrecklicher Mangel an Möglichkeiten zur Zerstreuung. Loyola, bis zu diesem Zeitpunkt bekannt für häufige amouröse Abenteuer, einen Hang zum Glücksspiel und einer ausgeprägte Schwäche für das Lesen von Ritterromanzen, lag allein danieder und begegnete seinem Lebensschicksal in Gestalt theologischer Bücher. Das war im Jahr 1521.

Im Jahr 1522 macht sich Ignatius von Loyola auf, um seinen persönlichen Weg zu Gott zu finden. Er durchquert die Iberische Halbinsel von Norden nach Süden und schifft sich 1523 von Barcelona aus ins Heilige Land ein. Diesem vorläufigen Abschluss seiner spirituellen Suche innerhalb der Grenzen seines Heimatlandes gehen zwei Schlüsselerlebnisse voraus, deren Kulisse das legendäre Kloster Montserrat und eine Grotte in Manresa bilden. In Manresa erlebt Ignatius von Loyola tiefste Depression und Verzweiflung, bevor seine mystischen Erfahrungen ihn für immer verwandeln und er mit neuen Augen auf die Welt sieht. Sein in dieser Zeit entstandenes Werk „Die Geistlichen Übungen“ bildet bis heute die Grundlage des spirituellen Lebens des von Loyola gegründeten Jesuitenordens.

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Pilgern auf den Spuren von Ignatius von Loyola

El Camí Ignasià, der Weg des Heiligen Ignatius, bietet uns Heutigen die Möglichkeit einer stillen und innigen Pilgererfahrung abseits der Ströme des Pilgertourismus. Er durchquert das Baskenland sowie die Regionen Rioja, Navarra und Aragón, um schließlich in Katalonien den Zielpunkt einer spirituellen Reise zu finden, die anzutreten immer mehr Menschen sich wünschen. Innerhalb Kataloniens führt der Ignatiusweg von den Terres de Lleida durch die Landkreise Segrià, Pla d’Urgell, Urgell, Segarra, Anoia und Bages bis nach Zentralkatalonien. Als Pilgerweg, der zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad begangen werden kann, ist der Ignatiusweg eine spirituelle Reise und ein Weg zu persönlichem Wachstum. Darüber hinaus ist er jedoch auch eine großartige Möglichkeit, Schönheit und Reichtum der katalanischen Landschaften und ihre einzigartigen Natur- und Kulturschätze kennenzulernen.

Camí_Ignasià_Catalunya

Terres de Lleida

Das erste katalanische Dorf auf dem Ignatius Weg ist Alcarràs mit der Pfarrkirche Mare de Déu de Assumpció, die direkt neben einer alten Burg liegt. Von hier aus führt der Weg nach Lleida, jener stolzen, alten Stadt am Rio Segre, die zu erkunden unbedingtes Pflichtprogramm für jeden Besucher ist: Die historischen Mauern der Seu Vella, welche die gotische Kathedrale und das alte Castell del Rei umschließen, das historische Zentrum mit mit dem Rathaus Palau de la Paeria, der neuen Kathedrale Seu Nova und dem Hospital Santa Maria, einem der schönsten Repräsentanten der katalanischen Gotik.

Weitere architektonische Höhepunkte der Stadtbesichtigung sind die schönen Häuser aus der Epoche des Modernismus und natürlich die traditionsreichen Konditoreien, die in Anbetracht dessen, was vor uns liegt, mehr als nur eine Sünde Wert sind. Von hier aus führt der Weg ins Dörfchen Palau d’Anglesola. Es zählt zu seinen Sehenswürdigkeiten die Cal Massot, ein Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, die im neoklassizistischen Stil erbaute Pfarrkirche aus dem Jahr 1802, die Kapelle von Santa Lucia sowie das Gebäude einer Agrarkooperative, das von Cèsar Martinell, einem Architekturstar der Modernismus-Epoche, erbaut wurde.

Església de Sant Pau de Narbona, Anglesola © Servicios Editoriales Georama

Església de Sant Pau de Narbona, Anglesola © Servicios Editoriales Georama

 

Auf den Spuren Sant Pere Clavers in Verdú

Von hier aus führt der Weg nach Verdú im Südosten des Landkreises Urgell. Mandel- und Olivenbäume prägen das Landschaftsbild gemeinsam mit weiten Weinfeldern. Die offene Ebene fasziniert mit der Klarheit ihrer Formen und der Intensität ihres Lichtes. Verdú ist die Geburtstadt eines Nachfolgers von Ignatius von Loyola: Der Jesuit Sant Pere de Claver verbrachte hier seine Kindheitsjahre, bevor ihn das Schicksal zunächst zum Studium nach Barcelona und von dort aus in die spanischen Kolonien führte. Als Priester in der Mission Kolumbiens soll er mehr als 300.000 Menschen getauft haben, die Mehrzahl von ihnen waren schwarze Sklaven. Seinem außergewöhnlichen missionarischen Erfolg lag eine ebenso außergewöhnliche Einstellung zur Mission zu Grunde: Sant Pere sah sich selbst stets als „Sklave der Sklaven“, in deren Dienst er 40 Jahre lang bis zur Erschöpfung arbeitete.

Die Gedenkstätte zu Ehren des Heiligen in Verdú ist eine der Sehenswürdigkeiten des Ortes. Eine weitere ist die gotische Kapelle von Sant Miquel im Osten des Dorfes, die im 14. Jahrhunderts erbaut, im Zuge des Bürgerkriegs nahezu völlig zerstört und in den 90er-Jahren des letzten Jahrhundert liebevoll renoviert wurde. Unbedingte Aufmerksamkeit verdient auch das typische Kunsthandwerk der Region: Verdú ist ein Zentrum der Töpferei, die hier als Kunsthandwerk betrieben wird und traditionelle und moderne Elemente auf spannende Art und Weise miteinander in Einklang bringt.

Castell de Verdú © Servicios Editoriales Georama

Castell de Verdú © Servicios Editoriales Georama

Tàrrega

Tàrrega, die Haupstadt des Landkreises Urgell, liegt auf halbem Wege zwischen Alcarràs und Montserrat. Mittelpunkt des Ortes und zentraler Platz von Tàrrega ist die Plaça del Carme. Die Altstadt des Ortes bezaubert hingegen mit ihren schmalen Gassen und geschichtsträchtiger Architektur: Zum Beispiel der alte Glockenturm, der Palau dels Marquesos de la Floresta, ein ehemaliges Pilger-Hospital und beeindruckendes Beispiel für die Architektur der katalanischen Romanik oder die Kirche Santa Maria d’Alba im neoklassizistischen Stil.

Tàrrega - Katalonien © Servicios Editoriales Georama

Tàrrega – Katalonien © Servicios Editoriales Georama

Die mittelalterlichen Mauern von Cervera

Die nächste Station des Wege ist Cervera, die Hauptstadt des Landkreises Segarra. Sie fasziniert mit wunderbar erhaltenen mittelalterlichen Festungsmauern, mit der alten Kirche von Santa Maria, deren Bau schon im 13. Jahrhundert begonnen wurde und dem alte Universitätsgebäude, das Cervera für lange Zeit zu einer der bedeutsamsten Städten der Region machte. Mit dem Sindicat verfügt auch Cervera über ein von Cèsar Martinell gestaltetes Monument des Modernismus. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das im Barockstil gehaltene Rathaus, verschiedene kleine Kapellen und Kirchen sowie der Gebäudekomplex der Gesellschaft Jesu.

Cervera - Katalonien © Servicios Editoriales Georama

Cervera – Katalonien © Servicios Editoriales Georama

Igualada

Die Geschichte der Stadt Igualada lässt sich bis in Jahr 1000 n.Chr. zurückverfolgen. Aus dieser Zeit stammen das Altstadtviertel mit seinen engen, labyrinthischen Gassen und die Überreste der alten Festungsmauern und der Burg, die von der historischen Bedeutsamkeit des Ortes kündet. Mit ihren geschichtsträchtigen Plätzen, den schattigen Gassen und bogenförmigen Passagen ist die gesamte Altstadt Igualadas eine Sehenswürdigkeit, deren verborgene Ecken und Winkel man mit Ruhe erkunden sollte. Dieser mittelalterliche Kern wird umschlossen von der modernen Stadt Igualada, zu deren architektonischen Prachtstücken verschiedene prunkvolle Häuser aus modernistischer Epoche zählen.

Wichtigste Sehenswürdigkeiten des Ortes sind der Rathausplatz mit seinen herrlichen Bogengängen und dem neoklassizistischen Rathausgebäude, die Basilika Santa Maria mit ihrem faszinierenden Stilmix aus gotischer und Renaissance-Architektur, die Kirche l’Església del Roser, als Hüterin der bedeutsamsten religiösen Legende der Stadt, der Kreuzgang der l’Escola Pia, die neogotische Kirche l‘Església de la Soledat und der alte Friedhof, der mit seiner neoklassizistischen Architektur beeindruckt.

Igualada © Servicios Editoriales Georama

Igualada © Servicios Editoriales Georama

 

Montserrat

In den bizarren Felslandschaften des Montserrat-Gebirges liegt das Epizentrum katalanischer Spiritualität. Das Kloster von Montserrat ist das wohl bedeutendste Etappenziel des katalanischen Jakobsweges. Als solches hütet es einzigartige Kunstschätze wie das Llibre Vermell de  Montserrat (Das Rote Buch des Montserrat), ein Original-Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, in dem die Pilgergesänge und Rituale jener Zeit exakt festgehalten sind. Die Seele des Ortes bildet jedoch die sagenumwobene schwarze Marienfigur, La Moreneta, Kataloniens Schutzheilige. Ihr Bildnis, ein Meisterwerk der romanischen Kunst, schmückt die Basilika des Klosters.

Wer das Glück hat, bei seinem Aufenthalt auf dem Montserrat den uralten Gesängen des Escalonia-Chores zu lauschen, wird sich besser als jeder andere vorstellen können, welch tiefgreifende Wirkung der Besuch dieses Ortes auf die Pilger früherer Zeiten gehabt haben muss. Für den heiligen Ignatius markiert der Aufenhalt am Montserrat einen Wendepunkt in seinem Leben: Der Legende nach brachte er hier drei Tage mit seiner Lebensbeichte zu und verließ den Ort, den er als Ritter betreten hatte, als Bettler und Pilger.

Montserrat - Katalonien © Daniel Julian

Montserrat – Katalonien © Daniel Julian

Manresa

Manresa ist der Zielpunkt des Ignatius Weges. Dem Pilger ist es sicherlich ein Anliegen bei seiner Ankunft zunächst die Cova de Sant Ignasi zu besuchen, jene Grotte, in der Ignatius sein spirituelles Erwachen erfahren haben soll und in der er wesentliche Teile seines Hauptwerks „Die Geistlichen Übungen“ schrieb. Heute ist die kleine Grotte prunkvoll ausgestattet mit einem barocken Altarbild und Reliefarbeiten aus Alabaster, in denen Stationen aus dem Leben des Heiligen dargestellt sind. Über der Grotte erhebt sich heute eine reich dekorierte Barockkirche, zu deren Prunkstücken ein Altarbild mit der Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit gehört.

Obwohl Manresa heute als eine der ältesten Industriestädte im Herzen Kataloniens gilt, ist ihre mittelalterliche Architektur in wesentlichen Teilen erhalten geblieben und auch die herrschaftlichen Gebäude im Barockstil beeindrucken den Besucher. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Ortes zählt die auf dem Hügel Puigcardener gelegene gotische Basilika Santa Maria de la Seu und das Interpretationszentrum in der Carrer del Balç, das den Besucher auf eine faszinierende Zeitreise in das Manresa des 14. Jahrhunderts führt. Unbedingt einen Besuch wert ist auch der L’Agulla Park: Er begeistert nicht nur mit fantastischen Weitblicken auf das Montserrat-Gebirge, sondern auch mit Installationen, die den Besucher einladen, die Naturlandschaften und Kultur von Manresa auf einzigartige Weise für sich zu entdecken.

Manresa - Katalonien

Manresa – Katalonien

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